Sanierung belebt das Leben an der Lahn
Umgenutzte Industriehallen und Lagergebäude sind längst keine improvisierten Wohngelegenheiten mehr, sondern oft aufwendig modernisierte und individuell designte Wohnungen im Hochpreisbereich. Das gilt auch für die Lofts im historischen Schlachthof von Gießen. Die großen Dachterrassen dieser neuen Wohnungen wurden mit einer robusten Kunststoffbahn abgedichtet.
Denkmalgeschützter Jugendstil
Der alte Gießener Schlachthof ist ein Gebäudekomplex, der sich seit den 1950er-Jahren um das ursprüngliche Schlachthofgebäude gebildet hat. Der Zentralbau des Schlachthofs wurde von 1908 bis 1913 im Jugendstil erbaut und steht unter Denkmalschutz. Er wurde überwiegend als Schlacht- und Durchfahrtshalle genutzt. Hauptmerkmal des verschachtelten, lachs- und cremefarben verklinkerten Bauwerks ist der massive Uhrenturm. Weitere Gebäude auf dem Gelände sind die Maschinenhalle, das Kesselhaus und die verschiedenen Verbindungsbauten.
Dieser denkmalgeschützte Gebäudekomplex stand lange Zeit leer. Das reizte den Gießener Unternehmer Dr. Wolfgang Lust, der sich mit der Umnutzung alter Denkmäler in der Region bereits einen Namen gemacht hat und nun eine zweistellige Millionensumme in den Umbau dieser Industrieanlage investierte.
Im Ostflügel zum nahe gelegenen Fluss Lahn hin plante Investor Wolfgang Lust zehn Loftwohnungen, die kleinste mit einer Wohnfläche von 200 m². Im Westflügel sind 1400 m² Bürofläche für diverse Firmen reserviert. Das im wörtlichen wie im übertragenen Sinn herausragende Objekt wird aber die neue Nutzung des markanten Turms sein: Hier wird eine einzige Wohnung über die vollen sechs Stockwerke untergebracht, erschlossen mit einem Aufzug und einer spektakulären, 20 m hohen Wendeltreppe. In einem der hohen Technikräume wiederum ist ein Cafe entstanden.
Diese gastronomische Nutzung soll ihren Beitrag dazu leisten, dass an dieser Stelle der innerstädtischen Lahn ein attraktiver ,,Flusskontakt" entsteht, nachdem am anderen Ufer an vielen Stellen der Damm der Main-Weser-Bahn den Zugang zum Fluss blockiert. Etwas Besonderes hat sich der Investor auch für die kathedralenartige, 12 m hohe Halle in der Mitte des ehemaligen Schlachthofgebäudes ausgedacht: Sie soll künftig als Innenhof dienen und darüber hinaus ab und an für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung stehen.