Den Auftrag zur umfangreichen Dachsanierung erhielt die Hermann Michelau GmbH aus Lübeck. Die Dacheindeckung sollte unter Wahrung des Charakters möglichst originalgetreu wiederhergestellt werden. In enger Abstimmung mit der Denkmalpflege wurde nach einer Bemusterung ein Dachziegel mit traditioneller Optik gewählt. Zum Einsatz für die etwa 1.300 m² große Dachfläche kam ein Opal Berliner Biber 15,5/38 in Naturrot. Der Opal Berliner Biber 15,5/38 hat eine filigrane strukturierte Oberfläche mit Segmentschnitt.
Daraus ergibt sich ein vertikal betontes, elegantes Deckbild. Der Biberschwanzziegel hat eine Deckbreite von circa 15,5 cm und in der Kronendeckung einen Traglattenabstand von 290 bis 330mm. Die Sanierungsarbeit war ein Fall für den jungen Dachdeckermeister Florian Nieland, der als Bauleiter des Unternehmens vor allem mit der Bearbeitung der eingebundenen Kehlen in die Kronendeckung betraut war. Nach dem Abtragen der alten Biberschwanz Ziegeldeckung sowie der Traglattung mussten einige Teile des alten Dachstuhls ertüchtigt werden. Die Dachdecker verlegten eine Unterdeckbahn, die auch vorübergehend als Behelfsdeckung diente, ordneten eine Konterlattung an und fixierten nach der Dacheinteilung die Traglattung. Die Kehlschalungen wurden jeweils mit drei Brettern und einer Vordeckung gebildet.
Drei Ziegel breit
Für die Ausführung der drei Ziegel breiten Biberkehle in dem Kronendach wählte der Dachdecker die Viererteilung mit zwei Unterläuferschichten, einer Kehllagerschicht sowie einer Kehldeckschicht. Dies ergibt vier Lagen Kehlgebinde auf jedes Kronengebinde der Dachflächen. Damit konnte er trotz erhöhtem Aufwand in den annähernd gleichhüftig eingebundenen Kehlen entsprechend Kreuzfugen vermeiden.
Bei einer Viererteilung ergibt sich eine zusätzliche Unterläuferschicht. Der Einsatz der Viererteilung ist zwar mit erhöhtem Mehraufwand verbunden; er erleichtert aber auch die Vermeidung von sogenannten Kreuzfugen in der Einbindung der Kronendeckung in die Kehldeckung und sorgt somit für eine bessere Regensicherheit der eingebundenen Biberkehle. Kreuzfugen sind nach dem Regelwerk schon dann gegeben, wenn die allseitige Über- oder Unterdeckung weniger als 2 cm beträgt.
Die Befestigung der zugerichteten Biber auf der Kehlschalung mit Vordeckung erfolgte einerseits mit einer Kehl- und Gratklammer, die den Dachziegel ganz ohne Bohren lagesicher hält. Die Kehlund Gratklammer besteht aus korrosionsbeständigem Edelstahl und garantiert einen dauerhaften Halt. Darüber hinaus wurden die Kehlbiber zusätzlich mit einer Schraube gesichert.
Kehlschicht, Deckschicht, Lagerschicht
Für den Kehlanfang verlegte der Dachdeckermeister einen Wasserbiber, der über der eingespitzten Traufschicht liegt. So konnte er die Kehlschichten der Situation aus den einlaufenden Dachflächen gut anpassen. Zwei Kehlbiber wurden darüber in Richtung des Kehlsparrens eingedeckt. Danach konnte Florian Nieland die zweite Kehlschicht mit der Lagerschicht der großen Dachflächen einbinden. Die nachfolgende dritte Kehlschicht wurde nun mit der Deckschicht eingebunden. Im gleichen Rhythmus wiederholen sich die Schichten und binden sowohl die Lager wie auch die Deckschicht der Kronendeckung ein. Als Zusatzbiber setzte der Dachdeckermeister Universalunterläufer ein, die die Arbeit erleichtern, das Beischroten reduzieren und, da keine Ausbrüche von unten sichtbar sind, auch optische Vorteile bieten. So kann der Universalunterläufer bei eingebundenen Biberkehlen sowohl für den rechten als auch für den linken Übergang der Unterläuferschicht zur Deck- bzw. Lagerschicht eingesetzt werden.
Biberabschnitt in Querlage gemörtelt
Eine besondere Lösung wurde nach den Anforderungen der Denkmalpflege für die Ausführung der Ortgänge der Zwerchhäuser ausgeführt; hier mörtelten die Dachdecker Biberabschnitte als Querlage so auf der Mauerkrone ein, dass nur die Segmentbögen aus dem Mörtelbett herausragen. Firste und Grate wurden als Trockenfirst mit einer Sonderfertigung des Firtstziegels als Stiefelknecht ausgebildet. Hierzu verlegten die Dachdecker ein Firstlüftungsband, das die Unterkonstruktion vor dem Eintrieb von Flugschnee und Treibregen schützt. Mit dem Firstziegel Typ Stiefelknecht, der als konischer First mit Klammer und Schraube mechanisch fixiert wurde, wurden Firste und Grate abgedeckt. Dies erhöht die Sicherheit der Dachdeckung. Eventuelle Frostschäden an Vermörtelungen werden vermieden und die Langlebigkeit der Dachkonstruktion verbessert.