Steiler geht’s fast nicht: Maria Taferl

Die Basilika von Maria Taferl thront mächtig oberhalb der Donau in Niederösterreich. Damit ist die weithin bekannte Wallfahrtskirche besonders widrigen Witterungsverhältnissen ausgesetzt. Nach der Neueindeckung des historischen Steildachs erstrahlt das Wahrzeichen nun wieder in einmaligem Glanz.
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Die Basilika von Maria Taferl nach der Neueindeckung des historischen Steildachs mit rund  24.000 Ziegeln.
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Fast 100 Tonnen Ziegellast

Es sind beeindruckende Dimensionen, wenn man nur die groben Daten des Dachs der Basilika von Maria Taferl betrachtet. Bis zum ersten Knick sind es 50 Grad Neigung, das Hauptdach hat dann 60 Grad. Die Gesamtfläche beträgt 2000 Quadratmeter, auf der rund 24.000 Ziegel verbaut wurden. Pro Quadratmeter beträgt allein die Ziegellast gut 45 Kilogramm. Auf die gesamte Fläche gerechnet sind das fast 100 Tonnen. Deshalb könnte man rein mathematisch gar keine ganze Seitenfläche abdecken, weil sonst die Belastung auf der anderen Seite viel zu groß wäre.

Aber für den ausführenden Betrieb – die niederösterreichische Hans Drascher GmbH Dachdeckerei, Spenglerei und Holzbau – war sowieso von vornherein klar, dass man nur in Teilabschnitten von jeweils vier Metern arbeiten würde. „Für uns war wichtig, dass wir immer nur jenen Bereich abdecken, den wir in einem Tag auch wieder schließen können. Wir wollten keine Abdeckplanen über Nacht dort oben lassen, weil in dieser exponierten Lage extreme Windstärken herrschen können und sich die Planen dann wie das Segel bei einem Boot aufblasen“, erklärt Willfried Retzer, Filialleiter der Drascher-Zweigstelle in Pöggstall.

Sicherheit geht vor

Das Thema Sicherheit hatte auch bei den Arbeiten selbst stets höchste Priorität. So setzte Bauleiter Retzer spezielle Seilsicherungs-automaten ein, die am First fixiert wurden. Denn jeder seiner Mitarbeiter war mithilfe eines eigenen Sicherungssystems mit Sitzgeschirr permanent angeseilt. "Ab 45 Grad Neigung ist das einfach ein Muss", so Retzer.

Herr Retzer, Bauleiter

Feuchtigkeit als Hauptgegner

Außerdem wollte man auf keinen Fall riskieren, dass bei Niederschlag Regenwasser und Feuchtigkeit in den Dachstuhl eindringen. „Wobei die gesamten Arbeiten durch das stabile Wetter extrem begünstigt wurden. Wir haben in der Karwoche begonnen und nicht einmal fünf Monate später war die Neueindeckung abgeschlossen“, erzählt Retzer. Im Schnitt waren über diesen Zeitraum fünf bis acht Fachkräfte im Einsatz – ein Team aus Dachdeckern, Spenglern und Zimmerern. So mussten auch Ausbesserungen am Dachstuhl im Ausmaß von ca. 18 Kubikmetern Holz ausgeführt werden. Die Verlattung des Dachs wurde ebenso komplett neu gemacht. Vorher waren es 3/5er-Latten, nun sind es 4/6er. Für alle genannten Arbeiten war die Firma Drascher zuständig, was rein logistisch ein großer Vorteil war.

Der Auslöser für die Sanierung war ein heftiges Gewitter im Jahr 2013 gewesen. „Der Dachboden war komplett nass, weil die zum Teil 150 Jahre alten Strangfalzziegel schon durchlässig waren“, erinnert sich Retzer, der schon damals die behelfsmäßigen Reparaturen durchgeführt hatte. Dass absoluter Handlungsbedarf herrschte, bekräftigt auch Christian Schüller, der als Pfarrkirchenrats-Obmann für das Projekt verantwortlich ist: „Unser Versicherer hatte nach dem Gewitter angekündigt, künftige Schäden nicht mehr zu übernehmen. Daher schmiedeten wir einen Plan für die Finanzierung“. Die insgesamt 800.000 Euro für Neueindeckung, Fassade, Blitzschutz und diverse Maurerarbeiten wurden zu 30 Prozent vom "Verein zur Erhaltung der Basilika", zu 30 Prozent vom Land Niederösterreich und zu 40 Prozent von der Diözese St. Pölten bereitgestellt.

Schutz und Sicherheit an erster Stelle

Bei der Montage der Ziegel wurde nichts dem Zufall überlassen. Ein jedes Stück ist mit einer Sturmklammer behängt, nicht nur im Randbereich, wo von Haus aus ein größerer Windsog auftrifft. „Eine Abdeckung durch einen Sturm ist nun höchst unwahrscheinlich“, ist Retzer überzeugt. Zusätzlich wurden neue Schneefanggitter sowie über dem Eingangsbereich ein Schutzsystem montiert.

„Es geht auch darum, dass die jährlich 300.000 Pilger und Touristen in keinster Weise gefährdet sind“, betont Pater Engelbert Ferihumer, einer von mehreren Priestern in Maria Taferl. Die Berechnungsgrundlage für die Schneelast liegt übrigens bei 180 Kilogramm pro Quadratmeter. Auch die Dachsicherungshaken wurden erneuert und in größerer Stückzahl angebracht. Zudem gibt es nun mehr Ausstiegsluken als vorher. All das sind Maßnahmen, um die Wartungsarbeiten in Zukunft zu erleichtern.

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